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Agro-Gentechnik aus wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, ethischer und rechtlicher Sicht

Schreiben an Wirtschaftsminister Brüderle am 28. Dez. 2009

Agro-Gentechnik aus wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, ethischer und rechtlicher Sicht – Anmerkungen zum Symposium der BayerischenStaatsregierung am 20. Juli 2009

Sehr geehrter Herr Brüderle,

in dem Buch „Der gekaufte Staat“ wird Ihnen nachgesagt, dass Ihnen „die Freiheit des Marktes etwas Heiliges ist.“ Das ist zunächst eine klare Aussage. Am 20. Juli 2009 fand in München bei der Bayerischen Staatsregierung ein Symposium zum Thema „Grüne Gentechnik“ statt. Vertreten war u.a. Herr Marcinowski, Vorstandsmitglied von BASF. Dieser beklagte das Akzeptanzproblem für gentechnisch veränderte Produkte in der Bevölkerung.

Was heißt das im Klartext? Die Bevölkerung will Gentechnik im Essen nicht haben! Sollen dann trotzdem Produkte unterstützt werden, die keinen Absatzmarkt haben? Ein Unternehmer, der mit einem inakzeptablen Produkt scheitert, soll der weiterhin Unterstützung erhalten? Aldi und Lidl wollen keine genmanipulierte Nahrung im Laden haben. Das haben sie schriftlich niedergelegt. Warum wollen also BASF, Bayer & Co. Produkte herstellen, die nur mit Vergewaltigung der Verbraucher durchzusetzen sind? Wo bleibt die marktwirtschaftliche Logik? Da helfen BASF, Bayer & Co. keine „Konsensgespräche“.

BASF-Landminen-neue Bezeichnung fuer Kartoffeln biologische Waffen 300x224Je mehr Bürger und Bürgerinnen über die Agro-Gentechnik informiert sind, desto größer wird die Abneigung solchen Produkten gegenüber. In dem Film „Immer Ärger mit Linda“ hat Prof. Inge Broer, Uni Rostock die Katze aus dem Sack gelassen. Auf die Frage, warum sie so viel mit Gentechnik forscht, antwortete sie: „Im Moment ist es hauptsächlich die Forschung in der Gentechnik, weil es dafür Geld gibt.“ Dies ist eine ehrliche Antwort. Den Bürger und Bürgerinnen wird vorgegaukelt, es handele sich um eine für sie nützliche Angelegenheit. Dabei geht es nur darum, Forschungsgelder locker zu machen.

Aus Glaubwürdigkeitsgründen wäre es dringend an der Zeit, bei der Frage der „Grünen Gentechnik“ Kante zu zeigen. Wissenschaftlich gesehen steht fest, dass die Agro-Gentechnik keine „Zukunftstechnologie“ ist und deswegen auch nicht „innovativ“ sein kann. Prof. Winnacker, der gewiß nicht im Verdacht steht, ein Kritiker der Agro-Gentechnik zu sein, hat sich bereits 2006 wie folgt geäußert: „Wir müssen Abschied nehmen vom Reduktionismus (isolierte Betrachtungen von Einzelelementen ohne ihre Verflechtung in einem Ganzen) bei dem jedes Problem isoliert untersucht und bei dem das Ganze, wenn überhaupt, als Summe seiner Teile betrachtet wurde. Dieser Ansatz bestimmte und bestimmt ja unser Denken, und er war ohne Zweifel eine einzigartige Erfolgsgeschichte, der wir eigentlich die gesamte Entwicklung der Wissenschaft und Technik verdanken. Aber jetzt ist der Reduktionismus an seine Grenzen gelangt.“ Und: „Wir sind nicht am Ende der Biologie angelangt, sondern sind noch ganz an ihrem Anfang… Der Reduktionismus alleine bringt uns in dieser Frage nicht weiter.

Der Mensch, und nicht nur er, ist eben, wir haben es schon gesagt, mehr als die Summe seiner Gene. Die Abfolge der Gene in einem Genom sagt noch nichts darüber aus, wie Gene und ihre Produkte in einer Zelle zusammenwirken.“

Damit folgt Prof. Winnacker den Erkenntnissen der Epigenetik. Diese Erkenntnisse zeigen, dass es im Genom eine Ebene jenseits der Gene gibt.

Das ist sicherlich inzwischen auch bei BASF, Bayer & Co. angekommen. Und es ist auch bei den Bürgern und Bürgerinnen angekommen. Es ist gibt also keinen Raum mehr für die Aussage von Prof. Herrmann, dass Bürger und Bürgerinnen nicht wissen, um was es bei der Agro-Gentechnik geht.

Wenn aus wissenschaftlicher Sicht solche Erkenntnisse vorliegen, dann hätte BASF, Bayer & Co. allen Grund, aus der „Grünen Gentechnik“ auszusteigen. Denn das Denkmodell, das hinter der „Grünen Gentechnik“ steckt, ist – nicht nur laut Prof. Winnacker – längst überholt.

Jetzt nutzt es nichts, an diesem veralteten Denkmodell festzuhalten, nur weil Milliarden in den Sand gesetzt wurden. Es nutzt auch nichts, immer nur zu behaupten, die Agro-Gentechnik sei eine „Zukunftstechnologie“, wenn die Grundlagen für diese Technologie veraltet sind. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass BASF, Bayer & Co. begreifen müssen, dass sie diese Technologie fallen lassen wie ein nasses Handtuch.

Wenn man festgestellt hat, dass man ein totes Pferd reitet, dann muss man einfach absteigen! Jetzt rächt es sich, dass man einer Wissenschaft vertraut hat, die nur auf „Annahmen“ und nicht auf „Fakten“ basiert. Das ist und bleibt der größte Vorwurf, den man den wissenschaftlichen Verfechtern der Agro-Gentechnik machen muß. Da nutzt es auch nichts, Bürger und Bürgerinnen lächerlich machen zu wollen, die angeblich keine „Tomaten mit Genen“ essen wollen. Ablenkungsmanöver steht einer Wissenschaft, die von uns verlangt, dass wir an ihre Thesen glauben sollen, nicht zu!

Irgendwann wurde der Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne dreht, Rechnung getragen. Den damaligen Herrschenden ist es schließlich nicht gelungen, die Erkenntnisse von Galileo Galilei auf Dauer zu unterdrücken. Jetzt sind wir bei der Agro-Gentechnik an dem gleichen Punkt angelangt.

Die Theorie „Ein-Gen-ist-ein-Protein“ entspricht der Theorie „Die-Sonne-dreht-sich-um-die-Erde“. Sie ist deswegen unhaltbar. Auch die jetzt Herrschenden werden nicht in der Lage sein, die Erkenntnisse unter dem Deckel zu halten. Der Paradigmenwechsel ist voll im Gang – er kann mit noch so krimineller Energie nicht aufgehalten werden.

Die kriminellen Säulen der Agro-Gentechnik heißen: 1. Korruption. 2. Die Falschaussagen der Wissenschaft, Politik und Verwaltung. 3. Kontamination und 4. Moderne Eugenik. Wir alle werden von der Kontamination betroffen sein. Eine winzige biologische Verschmutzung hat das Potenzial, sich weltweit auszubreiten. Atomkraftwerke, so gefährlich sie auch sind, können sich nicht von alleine ausbreiten. In der Hierarchie der von Menschenhand gemachten Katastrophen steht die Agro-Gentechnik auf Platz 1, also noch vor der Atomkraft. Es ist uns auch nicht möglich, verunglückte Innovationen – sprich genmanipulierte Pflanzen – in einer „Bad Farm“ auszulagern.

Der vor dem Giessener Landgericht angeklagte Jörg Bergstedt hat aufgedeckt, dass es sich bei den Freisetzungsversuchen von Getreide, Hülsenfrüchten, Ölpflanzen, Obstbäumen und Kartoffeln um nichts anderes handelt, als um gezielte Kontamination unserer Lebensgrundlagen.

Unsere Saatgutbanken in Gatersleben, Malchow, Dresden-Pillnitz und Groß Lüsewitz, also die Hüter unseres Saatgutes werden gezielt ausgesucht, um unser Saatgut zu kontaminieren. Und das für alle Zeiten.

Die rechtlichen Grundlagen für die Kontamination wurden durch das Gentechnikgesetz geschaffen. Dieses Gesetz sollte die Bürger und Bürgerinnen ursprünglich vor den Folgen der Gentechnik schützen.

Jeremy Rifkin weist in seinem Buch „Das biotechnische Zeitalter“ darauf hin, dass die neuen Methoden der Gentechnologie ein eugenisches Instrumentarium ist. Er schreibt: „Wann immer man sich rekombinanter DNA, der Zellfusion und anderer verwandter Techniken bedient, um die genetische Grundausstattung von Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren oder Menschen zu verändern, steckt in diesem Prozeß eine eugenische Überlegung.

Molekularbiologen auf der ganzen Welt fällen tagtäglich in ihren Laboratorien Entscheidungen darüber, welche Gene zu verändern, einzuführen oder aus dem Erbgut verschiedener Arten zu tilgen sind. Solche Entscheidungen sind eugenischer Natur. Jedesmal, wenn eine solche genetische Veränderung vorgenommen wird, treffen Wissenschaftler, Unternehmen oder Regierungen stillschweigend oder auch ausdrücklich eine Entscheidung darüber, welches die guten Gene sind, die inseriert und erhalten werden müssen, und welches die schlechten Gene sind, die verändert oder ausgemerzt werden sollen.

Genau darin aber besteht Eugenik. Die Gentechnologie ist eine Methodik, die dazu angelegt ist, das genetische Erbe lebender Wesen durch die Manipulationen ihres genetischen Codes zu optimieren.

Manche werden sich vermutlich an der Behauptung stören, die Gentechnologie käme einer Wiedereinführung der Eugenik in unser tägliches Leben gleich. Für diejenigen ist Eugenik eng verflochten mit der fünf Jahrzehnte zurückliegenden Erfahrung des Nationalsozialismus. Die neue Eugenikbewegung aber hat nur wenig Ähnlichkeit mit jenem Terrorregime, das im Holocaust gipfelte. Statt ein schrilles eugenisches Geschrei von der Reinerhaltung der Rasse anzustimmen, äußert sich die neue, kommerzielle Eugenik in pragmatischen Begriffen wie Erhöhung der ökonomischen Effizienz, Optimierung von Leistungsstandards und Verbesserung der Lebensqualität. Mit der Agro-Gentechnik überschreiten wir das neue eugenische Zeitalter.“

Soweit Jeremy Rifkin.

Diese Gedanken dürfen auch einen Wirtschaftsminister nicht kalt lassen. In der Zeitschrift „GID“ Nr. 194-2009 (Gen-ethischer Informationsdienst) wurde über den Test an Kindern mit dem genmanipulierten „Goldenen Reis“ berichtet.

Es wurde klar aufgezeigt, dass dies ein Verstoß gegen den Nürnberg-Code sei. Leider wurde bei der Veranstaltung am 20. Juli 2009 weder von Prof. Nida-Rümelin, Prof. Vogt, Prof. Anselm noch von Frau Holzheid solche Geschehnisse thematisiert.

Wiederholt werden bei Proben immer wieder Kontaminationen bei Saatgut und Nahrungsmitteln festgestellt. Unfreiwillig haben wir plötzlich genmanipulierten Reis und Leinsamen auf dem Teller. Was nutzt es, wenn ethische und theologische Fragen diskutiert werden, wenn sie nicht in die Tiefe gehen? Wäre die Publizistin Ursel Fuchs auf dem Podium gewesen, dann hätte es eine solche Oberflächlichkeit bei der Veranstaltung nicht gegeben.

Folgende Fragen müssen jetzt gestellt werden:

  1. Sollen noch mehr Forschungsgelder (Steuergelder) verschleudert werden in eine Technik, die sich überlebt hat?
  2. Können wir es uns leisten, an einer „Vertuschungswissenschaft“ festzuhalten?
  3. Soll weiterhin so getan werden, als ob es die Erkenntnisse der Epigenetik nicht gäbe?
  4. Soll weiterhin an den vier Säulen der Agro-Gentechnik festgehalten werden?
  5. Soll weiterhin an der systematischen Verseuchung von Pflanzen und Böden festgehalten werden, obwohl die Auswirkungen des horizontalen Gentransfers gar nicht so selten sind, wie immer behauptet wird?
  6. Sollen Bürger und Bürgerinnen, die sich gegen die Korruption und Kontamination wehren, weiterhin mit gerichtlichen Verfahren verfolgt werden? (Jörg Bergstedt – Michael Grolm u.a.)
  7. Ist es ethisch vertretbar, dem eugenischen Gedankengut weiterhin freien Lauf zu lassen?
  8. Kann die Forderung im Koalitionsvertrag nach einer Unterstützung des Anbaus der genmanipulierten Kartoffel amflora der Firma BASF nach den oben aufgezeigten wissenschaftlichen Bedenken aufrechterhalten bleiben?

Bitte halten Sie Rücksprache mit BASF & Co. Der Imageschaden kann nur behoben werden, wenn der wirtschaftliche Schaden jetzt begrenzt wird!

Der Druck der Mitglieder der Nichtregierungsorganisationen wird immer größer! Verlassen Sie sich bitte nicht auf die Aussagen von MdB Christel Happach-Kasan, MdB Peter Bleser und andere im Schlepptau der veralteten Lehre sich befindenden Vertreter/ innen. Sie sind längst der Falschaussage überführt. Sie haben ihre Glaubwürdigkeit für immer verloren.

Eine Liste der gängigen Falschaussagen der Befürworter der AgroGentechnik füge ich diesem Schreiben bei. Verlassen Sie sich auch nicht auf die Aussagen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Die EFSA hat ihre Glaubwürdigkeit deswegen verspielt, weil sie bei den Zulassungsverfahren gegen die eigenen Richtlinien verstoßen hat. Obwohl Langzeituntersuchungen vorgeschrieben sind, wurden diese nicht durchgeführt. Was nutzen uns die Aussagen einer Zulassungsbehörde, die sich die Genehmigungstexte der Antragsteller ungeprüft zu eigen macht?

Die EFSA ist keine unabhängige Einrichtung mehr und muss dringend neu geordnet werden. Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat durch seine Vertreter Buhk und Bartsch seine Unabhängigkeit aufgegeben. Die Bürger und Bürgerinnen, die um die Machenschaften von Buhk und Bartsch wissen, wissen, dass ihre Steuergelder zur Ausgestaltung der Aufgaben von Buhk und Bartsch pure Verschwendung sind. Sehr geehrter Herr Brüderle, machen Sie den Anfang und stoppen Sie die wirtschaftliche Katastrophe. Über 80 Prozent der Bevölkerung möchte keine Gentechnik im Essen haben. Die Erkenntnis „Was ökologisch nicht akzeptabel ist, ist wirtschaftlich nicht durchsetzbar“ muss sich endlich Bahn brechen.

Mit freundlichen Grüßen

Marie-Luise Volk Gesundheitsberaterin (GGB) und Sprecherin der Bürgerinitiative „BürgerInnen sagen NEIN zur Agro-Gentechnik“ im Landkreis Cochem-Zell

(Angesehen 93 mal, 1 Besuche heute)

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